Behind the Scenes der Silbermond „Schritte“-Tour

Die Band Silbermond pflegt eine großartige Nähe zu ihrer Crew auf Tour. Und bei der neuesten Produktion ist das Team wieder ein Stück mehr zusammengewachsen, um den detailverliebten Stagelook und geerdeten Sound aufblühen zu lassen. Für den Look vom Schritte-Albumcover wollte man mutig losmarschieren, einen organischen Kontrast zum kühleren Konzept der vorherigen Tour schaffen. Das ist gelungen: so haben Band und Crew den neuen Style auf die Bühne gebracht.

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Über Jahre hinweg hat Lichtdesigner Stephan Aue von AMBION die Silbermond-Bühnenkonzepte geprägt. Da Aue in diesem Tour-Zyklus leider pausieren musste, nahm man Stage- und Lichtdesigner Bertil Mark als Familienmitglied mit ins Boot, der in enger Zusammenarbeit mit Creative Director Daniel Lwowski das aktuelle Showkonzept entwickelte. Bei einem derart detailverliebten Set war natürlich auch das Ausstattungsteam essentiell: Fabienne van de Kololwijk von set.up filmdeko und -service setzte mit ihrem Team und coolen Props viele Impulse, um mit verträumten „Wes-Anderson“-Charme Leben ins Set zu bringen. Und sogar die Band selbst brachte sich ein – besprühte, taggte, arrangiere liebevoll persönliche Items, Amps und Sammlerobjekte im Bühnendickicht.

Die Olympiahalle ist ready für die Show: TDA rental setzte bei der Silbermond Tour auf ein Line-Array-Setup von d&b audiotechnik: Pro Seite wurden dabei in München je Seite geflogen: 18 GSL8, 16 KSL8 (Side PA), dazwischen wurden neun SL-SUBS gehängt

Produktionsleiter Tobias Huwe von undercover und die Crew entschieden sich früh für TDA Rental als technischen Dienstleister für Licht, Beschallung und Video. Dadurch, dass Steve Todeskino von Anfang an in die Show-Konzept-Planungen involviert war, konnte er das Team in produktionstechnischen Fragen bestens unterstützen, damit die Design-Vision perfekt tourtauglich gemacht werden konnte. Passende Dolly-Lösungen für die Deko-Teile wurden unter anderem von kulissenwelt.de von Michael Stüttgens Crew angefertigt. Damit wurden Auf- und Abbauzeiten der zahlreichen Kulissen-Elemente beschleunigt. Für die gesamte Produktion wurden am Ende stattliche neun Trucks eingesetzt.

Kleine Schritte, großer Wirkung

Weniger C1, dafür überraschende Gimmicks und Effekte: Beim Bühnenkonzept verzichtete man auf die aufwendigen C1-Fahrten der vorherigen Tour. Dennoch gab es viele überraschende Special Moments, die durch clevere Lösungen großen Effekt beim Publikum bewirkten. Beispielsweise war die Video-Wall komplett mit schwarzem Gaze-Stoff verhängt und wurde links und rechts per Hand verfahren. Der ikonische Silbermond-Stern wurde während der Show in Sekunden aufgeblasen und empor gezogen. Das Inflatable dafür kam von Airworks Inflatables aus den Niederlanden. Die vielen Laufstegkanten wurden mit rund 50 individuell ansteuerbaren Astera Titan Tube gehighlightet.

B-Stage-Moment: die Korblampen wurden an Wahlberg-DMX-Winden herabgelassen. Im Hintergrund die prominente Front-Truss mit den 14 charakteristischen Portman P1

Geniale Idee – einen Teil davon steckte das Team im Verlauf der Show senkrecht in 30 extra angefertigte Hülsenhalter, um einen weiteren Laufsteg-Look zu kreieren. Bei den Gitterpodesten des langen Laufstegs wurden Platten von nivtec eingesetzt unter denen noch mal SGM P-5 zum Einsatz kamen. Beim B-Stage-Part wurden Lampenschirme an Wahlberg-Winden (Wahlberg Winch 10 Cable) sanft über der Band bewegt, um einen intimen Glow über der Band zu schaffen. Für die acht am Steg platzierten MagicFX Stadium Shots wurde als weiterer Clou extra feines Konfetti von Christian Kaufmanns Firma DARK LIGHT SHOWEFFECTS bezogen, was kurz nacheinander abgeschossen in vier verschiedenen Farben eine coole Holi-Pulver-Anmutung versprühte.

Organischer Look: Das florale Set wurde mit viel Hinterlicht zum Leben erweckt

Licht- und Video-Workflows

Das Licht-Operating des Showlichts übernahm, wie auf den vorherigen Silbermond-Touren, René Schönefeldt (AMBION). Er teilte sich die Arbeit mit Licht-Operator Justus Molthan, der sich ganz auf die Aufgaben für Weißlicht und Follow-Spots konzentrierte.

In den drei geflogenen, leicht gecurvten Traversen plante Bertil Mark für sein Lichtdesign-Konzept in der Front-Truss 14 Portman P1 Retro ein. Die Fixtures mit dem schönen Retrodesign wurden hauptsächlich als arabeske Publikumsblinder eingesetzt. Weiterhin wurden an Mid- und Back-Truss jeweils 14 ROBE BMFL Spots sowie GLP X4 Bar 10 und X4 Bar 20 eingesetzt. Mit den BMFL Spots (je vier links und rechts) wurden auch die Seitengassen bestückt sowie eine Floor-Reihe hinter dem Set. Zum Akzentuieren der Bühnenvorderkante sowie leicht gecurvt hinter dem Setaufbau, wurden weitere GLP X4 Bar am Boden in Stellung gebracht.

Rund um das Silbermond Set wurden Dollys mit jeweils vier GLP JDC-1 gestellt, die für dynamische Gegenlicht-Effekte sorgten.

Für potente Gegenlicht-Effekte und Strobes wurden rings um die prominenten Kulissen-Riser und an den Seiten Dollys mit je vier GLP JDC-1 und zum Teil zusätzlichen 4-Lite-Blindern gestellt. Sie illuminierten das Set dynamisch von allen Seiten und gaben ihm zusätzliche Dimension. Als kleine Eycatcher versteckten sich Martin VDO Atomic Dots im Props-Dschungel, wo man auch noch viele kreative Practical-Lights ausmachen konnte. Die rund 50 Astera Titan Tubes waren mit ihrem Wireless-Konzept perfekt für die Laufsteg-und Seiten-Tower-Umrandungen geeignet.

René Schönefeldt arbeite am FoH an einer High End Systems Hog 4-18 Konsole die von Preworks zur Verfügung gestellt wurde. Durch neu hinzugekommene Software-Tools wie die übersichtlichere Plot-View, hatte er noch schnelleren Zugriff auf die einzelnen Fixtures. Justus Molthan verwendete für seinen Arbeitsbereich die kleinere High End Systems Road Hog 4.

An den Laufsteg-Kanten und Site-Towern kamen rund 50 Astera Titan Tubes zum Einsatz. An der Bühnenvorderkante, hinter der Bühne und im Dach waren zusätzlich GLP X4 Bar 10 und 20 verbaut.

Im Bereich Video griff das Team in der Planungsphase auf die technische Expertise von Marc Lorenz zurück, der bei der Umsetzung des Video-Workflows hilfreiche Tipps besteuerte. Zum Verarbeiten der bis zu vier Kamerasignale (von insgesamt sieben Kameras) setzte das Team diesmal auf die Software Resolume Arena 7, die über MIDI-Controller wie den AKAI APC 40 viele kreative Eingriffsmöglichkeiten in Realtime ermöglichte. Creative Director Daniel Lwowski war es wichtig, einen konventionellen Fernsehlook auf der LED-Wand zu vermeiden. Mit trickreichen Masken-Effekten wurde die komplette Dimension der LED-Wand erst nach und nach effektvoll „enthüllt“. Die schwarze Gaze vor der LED-Leinwand softete Leuchtkraft und Schärfe leicht ab, was beim Betrachten eher das Gefühl einer Projektion vermittelte.

An den Seitengassen und in Mid- und Back-Truss brachten ROBE BMFL Spots Dynamik in die Show. Bei der gebogenen Digitalwand wurden 260 Absen Polaris 4,8 XL Module verwendet

Für die großzügig dimensionierte und gebogene LED-Wand (rund 130 Quadratmeter) ist Daniel Schröder von TDA Rental als AV-Techniker mit auf Tour. Für die Wall verwendete man 260 LED-Panels vom Typ Absen PL4.8PRO XL und griff auf vier NovaStar MCTRL660 Controller zurück. Mit den 50cm x 1m großen Modulen ist es möglich, flexibel konkav und konvex gecurvte Wände zu bauen. Für die seitlichen Verfahrungen liefen die Wände in diesem Bereich auf Tracking-Schienen von Gerriets. Im aufgezogenen Zustand wurden dann in den Öffnungen zwei Leitern mit THOMAS 2-Lite-Blindern aktiviert, deren Look durch den Gaze-Stoff auch noch mal geblurt wurde.

FoH und Beschallung

Das Mixing des Live-Sound übernahmen bei der Tour die FoH Audio Engineers Georg Türk und Toni Loitsch. Beide Sound-Experten touren mit der Band schon viele Jahre. Zum Verwalten der rund 60 Kanäle von der Bühne arbeiteten sie mit einer Allen & Heath dLive S5000 Konsole, die sich die Band selbst für ihre Live-Auftritte angeschafft hat: „Die Flexibilität des Pults war entscheidend, klar, weiterhin sollte es natürlich auch ein paar Saisons halten“, erklärt Türk mit einem Schmunzeln zu der Eigeninvention und fügt an: „Mit dem Mischpult haben wir hier eine Wahl getroffen, die für eine Band auch etwas Erschwingliches darstellt. Kaum eine Band ist in der Lage, Pulte für 150.000 Euro zu kaufen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Workflow, da dieser auch zu Hause in der Offline-Software reproduzierbar ist.“ Ein weitere Vorteil für FoHs und die Band ist die gute Abwärtskompatibilität zu den kompakteren Pultversionen wie etwa dem Allen & Heath SQ-5, mit denen dann in Proberaum, Promoshow oder kleineren Events gearbeitet wird. „Wir haben die komplette Show schon gespiegelt und auf dem winzigen SQ-5 wären wir sogar in der Lage, in der großen Halle zu mischen – was vor einigen Jahren praktisch undenkbar gewesen wäre“, erklärt Türk überzeugt.

Die FoHs Georg Türk und Toni Loitsch nutzen bei der Show eine Allen & Heath dLive S5000 Konsole, die sich die Band selbst für das Touring angeschafft hat

„Thomas Stolle, der Gitarrist der Band, ist technisch sehr interessiert und uns war wichtig, ein gutes und vor allem flexibles Mixingkonzept vorzuschlagen“, ergänzt Toni Loitsch zur Konsolen-Wahl: „Auf den Vortouren waren wir kanalmäßig immer eingeschränkt und die D-Live ermöglicht einem, dass man sich Setups komplett frei bauen kann: ob Gruppen, VCAs, Kanäle, Matrizen – das gibt uns mehr Flexibilität. Als FoH-Team können wir auf Showänderungen schnell reagieren, diese einbauen aber auch leicht wieder den Urzustand von Sessions herstellen.

Der zentrale Silbermond-Stern wurde mit einem Inflatable umgesetzt, das von der Firma Airworks produziert wurde

Türk und Loitsch teilen die Meinung, dass ein Live-Mix organisch und lebendig bleiben soll beziehungsweise darf. Mit hunderten Plug-In-Ketten live einen cleanen Studiosound zu erzeugen, schafft ihrer Überzeug eine gewisse Distanz zwischen Band und Publikum. Deswegen sieht man ab von zu starkem Processing ab. Dennoch sind Plug-ins am Start, die sich dann aber eher auf sanfte Bus-Bearbeitung konzentrieren. „Im Ergebnis soll der Mix atmen und wir mischen mit den Fingern, wir machen die Dynamik mit, unterstützen sie, lassen uns auf die jeweilige Halle ein“, bringt es Türk auf den Punkt. Mit den guten internen Plug-In-Auswahl im S5000 Pult sind beide zufrieden, zusätzlich kommt nur noch ein UAD-2 Live Rack zum Zuge.

Bei der Mikrofonierung gehen beide klassisch zu Werke. Beim Vocal-Mic von Sängerin Stefanie Kloß hat man sich Aufgrund der Laufsteg-Situation für eine DPA d:facto Kapsel entschieden.

Das Monitoring für die Band übernahm auf der Tour Thomas Matka, der weiterhin von Oliver Decker in Sachen Bühnenton unterstützt wurde. Beim Monitorpult hat sich Silbermond ebenfalls für eine S5000 Konsole entschieden, die über einen Digital-Split verwendet wird: „Die Stagebox am FoH regelt die Gains und über das Allen & Heath gigaACE Network gehen die Signale dann auch aufs Monitorpult“, erklärt Toni Loitsch.

DIY-Verzierung am Mikro: Beim Gesang von Stefanie Kloß verwendet die Crew die DPA d:facto Kapsel

Im Bereich Beschallung sind Türk und Loitsch froh, den erfahrenen Audiosystem-Techniker Stefan Holtz neben sich zu haben. So können die beiden sich ganz auf den Band-Mix konzentrieren. Beim Line-Array wurde auf die neue d&b audiotechnik SL-Serie gesetzt. Pro Seite wurden dabei in München je Seite geflogen: 18 GSL8, 16 KSL8 (Side PA), dazwischen neun SL-SUBS. Am Boden waren zusätzlich zehn SL-SUBS platziert auf denen man noch Nahfeldmonitore aus V-Serie (V10P) stationierte. Für den geflogenen Center-Cluster kam ebenfalls die V-Serie zum Zuge, als Delays wurden 2 x 6 KSL8 gehängt.

Durch die großzügig dimensionierte PA war es möglich, selbst bei 95 bis 97dB guten physikalischen Druck zu erzeugen. Weiteres Ziel war, die Bass-Energie möglichst gleichmäßig zu verteilen, um einen ausgewogenen Grundsound an jedem Platz der Arena zu erzielen. Dank der kardiodien Technik der GSL- und KSL-Komponenten wurde extrem viel Energie von der Bühne genommen, was natürlich die Kopplungsgefahr reduzierte. Ein feiner akustischer Clou war ein kurzer intimer B-Stage-Moment, bei der die komplette PA runtergefahren wurde und man die Band nur über vier d&b M4 Monitore verstärkte.

Die Crew der Silbermond „Schritte“ Tour:

  • Band: Stefanie Kloß, Thomas Stolle, Johannes Stolle, Andreas Nowak; Gastmusiker: Fabian Richter
  • Management: Michael Schacke, Melanie Neubauer
  • Tourmanagement: Lutz Sauerbier
  • Tourveranstalter: Alex Hillebrandt, Laura Josefiak
  • Creative Director: Daniel Lwowski
  • Design: Bertil Mark
  • Produktionsleitung: Tobias Huwe
  • Technische Leitung: Andrés Cabral
  • Stagemanagement: Andreas Wodzinski
  • Reiseleitung: Desi Benkenstein
  • Ton FOH: Georg Türk, Anton Loitsch
  • Ton Head System: Stefan Holtz
  • Ton Monitor: Thomas Matka
  • Ton Bühne: Oliver Decker
  • Ton System 1: Tim Ehrenfried; Ton System 2: Guido Esch; Ton System 3: Sebastian Grimm
  • Backliner: Jens Rudolf, Jörg Schmitt
  • Licht-Operator: Rene Schönefeldt, Justus Molthan
  • Licht Head System: Rouven Diedrich
  • Licht System 1: Hendrik Andrees; Licht System 2: Hennig Paetz; Licht System 3: Wendy Wieczorek; Licht System 4: Nadja Andrees
  • Rigging Head: Ralf Caspary
  • Rigger: Stephan Rosenmüller
  • Set Head: Michael Polfika
  • Set 1: Tommi Heine; Set 2: Simon Gittens; Set 3: Tim Bode
  • LED 1: Jascha Grasmeher; LED 2: Christian Schweizer
  • AV: Daniel Schröder
  • BiMi: Frank Machel
  • Kamera 1: Martin Ullrich; Kamera 2: Vincent Chmiel; Kamera 3: Markus Mörtz
  • Doku: Armin Riedel
  • Merchandise: Linnéa Oelmann, Marc Heisinger
  • Catering: André Rossow, Pia Hintelmann, Ulrike Liebetrau, Jochem Heinrigs
  • Nightliner-Fahrer: Andreas „Andy“ Wache, Frank Trapp, Oliver Freigang, Jana Mujovic
  • Truck-Fahrer Head: Volker Fritz
  • Truck-Fahrer: Sandra Östlund, Mary Nikic, Stefan Alt, Michael Härtelein, Jacob Kostrzewa, Achim Müller, Tom Strauf, Werner Schwerb