JBL präsentiert VTX A12

@ Uli Hoppert Carsten Peter (Audio Pro), Wolfgang „Schabbach“ Neumann (8daw), Phillip Scobee (Harman), Patrick Eckerlin (FoH Pur etc), Frank Müller (8DaW) (v.l.)

Einige Tage vor der diesjährigen PLS in Frankfurt gab es bereits für einen kleinen Kreis von Audioexperten und Verleihern Gelegenheit, das just auf der Pressekonferenz brandneu vorgestellte VTX A12 von JBL ausgiebig unter die Lupe zu nehmen.

Als Location hatte der deutsche Vertrieb Audio Pro nach Frankfurt in die Jahrhunderthalle geladen, wo unter realistischen Bedingungen viel Zeit und viel Gelegenheit für eine erste, intensive Begegnung mit dem A12 bestand.

„Wir haben gezielt unsere Kunden und Nutzer angesprochen und zu dieser Preview eingeladen“ umreißt Carsten Peter von Audio Pro die Idee hinter den drei Tagen unter höchster Geheimhaltung. „Unsere Absicht war, möglichst realistische Bedingungen für eine erste Begegnung mit dem neuen System zu schaffen“ – neben einem VI-Frontplatz stand auch noch ein zweiter Arbeitsplatz mit ProTools Umgebung bereit, an beiden konnten abwechselnd mit bereitgestellten oder auch mitgebrachten Audiofiles gearbeitet werden. „Jeder Engineer hatte ein Zeitfenster und konnte sich ausgiebig und mit bekanntem Material beschäftigen“ so Carsten Peter zu der Idee hinter der Preview. „Obwohl das mitgebrachte Material mitunter komplett unterschiedlich war, so zog sich doch über die gesamten drei Tage eine gemeinsames Fazit durch die Aktion: aufhorchen, staunen und durchweg  zufriedene Gesichter.“

Neu am JBL VTX A12 ist praktisch alles – „auch wenn wir das Rad natürlich nicht neu erfunden haben, so haben wir doch jede Menge Anstrengungen unternommen, um das neue Rad noch besser zu machen“ umreißt Phillip Scobee, Tour Audio Solutions Manager, die Idee hinter dem neuen System. Und tatsächlich drängt sich ein erster, besonderer Eindruck bereits auf den ersten Blick auf: das VTX A12 präsentiert sich optisch vergleichsweise  deutlich gefälliger als die anderen Systeme der VTX-Familie – „was uns den Weg auf den Installationsmarkt deutlich einfacher macht als bisher.“

Wo ist der „VTX-Keil“?

Deutlich interessanter wird es freilich hinter dem durchgehenden Frontgitter, welches erstmals den sonst so charakteristischen Keil der VTX-Serie vermissen lässt. „Wir haben jeden Treiber neu entwickelt“ beschreibt Phillip Scobee das Ergebnis der letzten 14 Monate Entwicklungsarbeit. „Die Hochtonsektion hat nicht nur neue Treiber erhalten, sondern auch einen neuen Waveguide mit integriertem Phaseplug. Durch die unglaublich kompakte Bauweise ist dieses Bauteil gerade mal 10 Zentimeter tief und durch die verwendeten Materialien auch noch sehr leicht.

jbl vtx a 12 insideDas Portdesign für die beiden 12-Zöller ist fast schon zu schön, um es hinter dem geschlossenen Gitter zu verstecken, meint unser Autor. © Uli Hoppert (Anklicken vergrössert)

Neu entwickelt sind ebenfalls die jeweils vier 5-Zoll Mitteltontreiber, die an ein gemeinsames Horn ankoppeln – und natürlich ist auch das Horndesign gänzlich neu. „Wir haben viel Energie darauf verwendet, dieses Horn und die Treiber zu optimieren, das Ergebnis kann sich hören lassen“ ist Phillip Scobee überzeugt. Und natürlich sind auch die beiden 12-Zöller im JBL VTX A12 nicht von der Stange, sondern neu entwickelt und auf den Einsatz in diesem System optimiert. „Der 2264 ist die inzwischen vierte Generation aus der Differential Drive Serie und schöpft alles aus, was aktuell technisch geht: doppeltes Neodym-Magnetsystem, Doppelschwingspule, 1.000 Watt Belastbarkeit nach AES und 95 dB – bei gerade mal etwas über 2 Kilo Gewicht.“

Soviel Raffinesse schreit praktisch schon nach einem besonderen Gehäuse – und auch da haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Das Portdesign für die beiden 12-Zöller ist fast schon zu schön, um es hinter dem geschlossenen Gitter zu verstecken, doch Phillip Scobee stellt die akustischen Vorzüge in den Vordergrund. „Wir bewegen da sehr viel Luft auf sehr engem Raum, also brauchten wir ein Portdesign, welches ohne Strömungsgeräusche optimal arbeitet. Das würde eigentlich sehr große Ports erfordern – aber wir haben im VTX A12 nur sehr wenig Raum zur Verfügung. Also haben wir eine Formgebung entwickelt, die ganz ähnlich einem Horn funktioniert, optimale Performance bietet und die Treiber optimal belastet.“

Intolerantes Metall

Gut zugehört haben die Entwickler des VTX A12 aber auch an anderer Stelle – nämlich bei den Kollegen und Anwendern, die ein System dieser Größenordnung handlen müssen. „Heutzutage geht es immer mehr um Zeit. Die ist knapp, aber das Ergebnis muss stimmen. Also haben wir ganz oben auf der Agenda die Suche nach schnellen, einfachen Möglichkeiten gesucht, ein solches System zu installieren. Es muss einfach sein und effektiv – denn nur so können wir Fehler vermeiden und Qualität garantieren.“ Im Falle das A12 bedeutet das an erster Stelle ein kompromissloses, komplett neu entwickeltes Rigging.

Metallwerkstoffe aus der Weltraumtechnik, mit Laser geschnitten und vollständig ins Gehäuse integriert machen es tatsächlich möglich, dass ein Mann alleine ein Stadionsystem auf Höhe bringt. „Diese neuen Werkstoffe zu bearbeiten ist zwar aufwändiger, aber es garantiert uns eine bislang unerreichte Maßhaltigkeit. Holzkisten haben immer eine Toleranz von ein paar Millimetern, aber bei einem lasergeschnittenen Metallrahmen ist der Erste so exakt wie der Tausendste.“

Der Auto-Lock-Mechanismus funktioniert zudem dabei ebenso einfach wie sicher und schnell. Noch auf dem Boden werden lediglich zwei Ball-Lock-Pins pro Modul gesetzt, über die der jeweilige Winkel definiert wird. Erst dann wird das oberste Modul angeschlagen und auf Höhe gebracht, die einzelnen Systeme rasten dabei im jeweiligen Winkel ein, ein deutlich sichtbar markierter Hebel auf der Rückseite zeigt an, ob alles sicher verriegelt ist. „Jeweils vier Module reisen auf einem Dolly“ erklärt Phillip Scobee weiter, „beim Transport gibt es einen Top Hat und eine Schutzhülle, das Trucking wird damit zum Kinderspiel.“ Dass all das Zubehör während der Show kompakt stapelbar bleibt und beim Transport Truckmaß hat – schlicht selbstverständlich.

„Zurück in den Truck fährt das A12 übrigens ebenso einfach und ohne zweiten Mann. Nach dem Aufsetzen auf den Dolly werden einfach die Riegel gezogen und die vier Module fallen praktisch ohne Last in die Null-Position. Deckel drauf, Hülle drüber – Put it in the truck- Please!“

Kollege kommt gleich

Noch ein Wort zum Zubehör. Neben dem obligatorischen Main Frame für 18 – 24 Module und Single- oder Double Pickpoint gibt es natürlich auch eine Option für ein Groundstack: dazu werden ganz simpel zwei Outrigger unter den Dolli geschoben, verriegelt und damit wird aus dem Dolly bereits der Rahmen für ein Groundstack von bis zu sechs Modulen A12.

„Bis zu den ersten vier Modulen geht das ganz alleine“ erklärt Phillip Scobee. „Nichts, was bewegt werden muss, ich kann ohne zweiten Mann ein Groundstack aus vier Modulen Standsicher aufbauen. Benötige ich mehr als vier Module, hole ich mir kurz Hilfe. Selbst die Winkel kann ich – genau wie beim geflogenen System, noch ganz ohne Hilfe einstellen.“

Ein deutlich einfacherer Rahmen für fest installierte Systeme mit bis zu 18 Modulen, die Suspension Bar, ist ebenfalls erhältlich. Optional kann diese Bar auch als Pullback für stark vorgewinkelte Systeme genutzt werden.

Der erste Eindruck unseres Autors:

Ganz subjektiv betrachtet wird das VTX A12 für einiges an Bewegung auf dem Markt sorgen. Das System überzeugt als Gesamtpaket – klanglich mit höchster Performance, mechanisch mit einem absolut durchdachten und stringenten Handling. Dem – zugegebenermaßen für die Jahrhunderthalle überdimensionierten – Vorführsystem aus 12 Modulen pro Seite lässt sich je nach Anwendungsfall bereits Fullrangequalität attestieren, in Kombination mit bereits vorhandenen Subs wird daraus ein Beschallungssystem für Großevents, das Maßstäbe setzen dürfte.

Erste Statements:

Wolfgang „Schabbach“ Neumann von 8 ist einer der ältesten Weggefährten von Harman und Vertec in Deutschland – und war rund um das Jahr 2000 auch der erste Vertec-Nutzer in Deutschland. „Keine 16 Jahre später sitz ich nun hier und hab einen Lautsprecher gehört, wie man ihn vorher noch nie von JBL gehört hat – und das im allerbesten Sinne. Unter 60 Kilo, optisch hervorragend und auf die Vierkanalamps von Crown optimiert.

Und es klingt einfach fantastisch. Der Hochtonbereich klingt wie ein sehr, sehr großer Studiomonitor, nicht wie ein Horn. Das Gesamtpaket stimmt einfach. Nicht nur optisch und akustisch, sondern auch in Sachen Handling. Dass Rigging ist durchdacht und fantastisch einfach, geht schnell, akkurat und effektiv, für das Amping reichen in der Größenordnung wie hier mit 12 Modulen pro Seite gerade mal drei Amps. Man hat den Eindruck, da haben alle beteiligten Gewerke gut zugehört und zusammengetragen, was alle schon immer haben wollten.

Den Eindruck teilen auch seine Kollegen. „Praktisch jeder Kollege ist nach dem ersten Stück einen Schritt zurückgegangen und hat ein System vor sich gehabt, das so klingt, wie ein gutes System eben klingen muss.“ Mit der nötigen Erfahrung für Vergleiche stimmt da auch Patrick Eckerlin ein. „Im Alltag auf Tour, insbesondere bei den großen Open Airs, bekommt man ja die ganze Palette an verfügbaren Herstellern zu Gesicht. Vor dem Hintergrund hab ich ganz bewusst die Mehrspuraufnahmen von der letzten Tour mitgebracht und praktisch als Referenz benutzt. Das ist sehr objektiv, viel objektiver als eine wirkliche Band – wo es ja immer auch auf die Tagesform ankommt.“ Sein erstes Augenmerk gilt dabei den Stimmen – ganz besonders dem Verhältnis zwischen Band und Gesang. „Wenn der Grundsound stimmt, dann seh ich mir an, wie weit drüber oder drunter ich den Gesang mischen muss oder kann. Es gibt Systeme, da muss ich deutlich mehr Gesang in den Mix schieben, bei anderen ist das Verhältnis ausgeglichen. Beim A12 war ich dennoch erstaunt – ich konnte mit den Stimmen gut drei dB unter dem Rest bleiben.“ Für Patrick ein Indiz für den sehr filigranen und hifimäßigen Mittelhochtonbereich. „Es klingt einfach brillant, die Stimme ist voll da und klingt unglaublich natürlich“, so sein Eindruck. „Im Vergleich zum V25, das mit den Doppel-15ern  deutlich brachialer, aber nicht schlechter klingt, bin ich mit dem A12 ganz anders unterwegs. A12 klingt einfach anders, homogener und ausgewogener. Wenn ich die Wahl hätte zwischen acht Mal V25 und zwölf Mal A12 – dann würde ich mich definitiv für die A12 entscheiden.“

Und noch einen weiteren Pluspunkt hat Patrick Eckerlin beim JBL VTX A12 ausgemacht – nämlich die wirklich homogene Abstrahlung und die hohe Rückwärtsdämpfung. „Das ist wirklich erstaunlich, wie wenig Signal vom PA nach hinten abgestrahlt wird. Bis runter unter 300 Hertz gibt es wirklich kaum Direktschall aus dem System. Das Signal fällt ganz sanft und vor Allem gleichmäßig zum Rand hin ab. Keine Ausreißer, kein Absaufen der Höhen, dann der Mitten, sondern ganz sauber und kontrolliert. Wir haben das gestern mit Headsets auf der Bühne probiert, die hatten eine Kugelcharakteristik – klappt absolut problemlos auch bei wirklich massiven Pegel nach vorne.“

 Fakten zum neuen JBL VTX A12

  • 3-Weg Line-Array-Modul mit 2 x 12-Zoll, 4 x 5 Zoll und 3 x 2-Zoll
  • 90 Grad horizontal
  • 146 dB Peak max.
  • Symmetrischer Aufbau
  • 110 x 48 x 35 cm / 61 kg
  • 3-Weg aktiv, bis zu drei Module können an einer Crown I-Tech HD betrieben werden
  • Integriertes Rigging mit Auto-Locking, Arrayframe bis max. 24 Module
  • Dolly für jeweils vier Module

Autor: Uli Hoppert