Wie gefährlich sind Holi-Festivals?

Am Wochenende sorgte ein Unglück in Taipeh in Taiwan für Aufsehen, bei der durch brennendes Farbpulver über 500 Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Eine Person ist bisher an den Folgen gestorben.

Auch hierzulande finden Menschen Freude daran, mit vollen Händen Farbpulver in die Luft zu schleudern. Aber wie gefährlich ist das eigentlich? Wir haben bei Johannes Thomann von der Branddirektion München nachgefragt.

EventElevator: Welche Quellen kommen potentiell als Auslöser für die Explosion in Frage – Kann eine PAR-Kanne oder ein anderer Scheinwerfer eine solche Reaktion auslösen?
Johannes Thomann: Grundsätzlich kann jede heiße Oberfläche zu einer Explosion führen. Entscheidend ist das richtige Mischungsverhältnis von Luft und brennbarem Stoff und die notwendige Zündtemperatur. Beispielsweise ist für Bärlappsamen („Lycopodium“) bei entsprechender Verstäubung (i.d.R. mittels Druckluft oder Luftpumpen) ein schwach glimmender Glühdraht ausreichend, um einen beeindruckenden Feuerball entstehen zu lassen.

Nach lokalen Medienberichten handelte es sich bei dem Pulver um gefärbtes Maismehl – ist hier nicht die Gefahr einer Mehlstaubexplosion offensichtlich?
Das stimmt. Bei bestimmungsgemäßer Anwendung kann diese jedoch vernachlässigt werden. Hinweise dazu gibt unser Informationsblatt zur „Benutzung von Farbpulver bei „Holi-Festivals“ und sonstigen Veranstaltungen“ (kostenloser Download unter www.muenchen.de/branddirektion-veranstaltungssicherheit). Dabei gehen wir davon aus, dass die genannten Pulver von den Besucherinnen und Besuchern mit den Händen in die Luft geworfen werden.

Johannes ThomannIst eine Staubexplosion theoretisch auch in Veranstaltungsstätten möglich, die lange nicht gereinigt wurden?
Auch das ist möglich und in der Vergangenheit auch vorgekommen. Die bis 2008 (in Bayern) gültige VStättV schrieb in § 112 sogar folgendes vor: „Bühnen und Szenenflächen und ihre Dekorationen sind möglichst staubfrei zu halten und jährlich mindestens einmal gründlich zu reinigen.“

Existieren in Deutschland Vorschriften über die Zusammensetzung des Farbpulvers?
Die Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) hat bestimmte Pulver bzw, Mehle getestet und unter bestimmten Bedingungen für vertretbar befunden.

Ist ein solches Unglück auch in Deutschland denkbar?
Bei Beachtung der im Informationsblatt genannten Hinweise ist die sichere Durchführung möglich.

Werden Sie nach diesem Unglück anders mit sog. Holi-Festivals umgehen?
Wir haben bereits beim Auftreten der ersten Holi-Veranstaltungen eine Gefährdungsanalyse durchgeführt und diese in unser Informationsblatt überführt. Bei Anwendung der enthaltenen Hinweise (die wir dann als Auflage formulieren) ist die sichere Druchführung möglich. Wir haben auch nach dem Unglück in Taiwan keine Veranlassung, daran etwas zu ändern.

Wie schätzen Sie generell das Gefährdungspotential solcher Veranstaltungen ein (nicht nur die Feuergefahr)?
Unsere Erfahrungen mit der Art von Veranstaltung ist durchweg positiv. Es handelt sich in aller Regel um ein unkritisches, friedliches Publikum. Bei einer seriösen Planung also ein Veranstaltungstypus, der keine besonderen Gefahren birgt. Jedoch kann die Gefährdung für Besucherinnen und Besucher, die auf die verwendeten Pulver/Mehle allergisch reagieren massiv sein. Hier muss der Veranstalter durch gute Planung und Information vorbeugend tätig werden und für den Ernstfall vor Ort (erstmaliges Auftreten der Allergie) gerüstet sein. Wie dies geschehen kann, ist wiederum im Informationsblatt enthalten.

In der Regel ist es so, dass sich Opfer mit Brandverletzungen zuerst erholen, dann verschlechtert sich ihr Zustand plötzlich bis hin zum Tod. Ist mit einem Anstieg der Todesopferzahlen zu rechnen?
Abhängig von verschiedenen Faktoren (u. a. Anteil der verbrannten Haut, Schwere der Verbrennung, Ort der Verbrennung) kann sich die Gesundheitssituation der Betroffnen nach 3-4 Tagen nochmal bis zum Organversagen massiv verschlechtern. In Einzelfällen tritt auch erst dann der Tod ein.