Monitoring bei Metallica – Interview mit Robert Cowan

Eins von unzähligen Cases, die Metallica mit zu Rock am Ring 2012 brachten Eins von unzähligen Cases, die Metallica mit zu Rock am Ring 2012 brachten
Eins von unzähligen Cases, die Metallica mit zu Rock am Ring 2012 brachtenNach 22 Jahren auf dem „heißen“ Stuhl als Monitormischer bei Metallica verließ Paul Owen seinen Platz im Jahr 2009, um sich seiner Firma Thunder Audio zu widmen. EventElevator traf sich beim Auftritt der Band bei Rock am Ring mit Robert Cowan, der die schwierige Aufgabe in einem eingespielten Team übernommen hat.

Robert CowanRobert CowanEventElevator: Wie war es für Dich, den Job des langjährigen Metallica-Wegbegleiters Paul Owen zu übernehmen?
Robert Cowan: Nach vielen Jahren am Monitorpult bei diversen Bands war das eine vollkommen neue Situation. Normalerweise geht ein Engineer, weil es Unstimmigkeiten zwischen ihm und der Band gibt. Wenn du den Job übernimmst, dann kommst du ans Pult, siehst welche Scherbenhaufen beseitigt werden müssen und kannst ganz von vorne anfangen. Hier war es komplett anders: Paul Owens hat nach mehr als zwanzig Jahren auf Tour seinen Rücktritt angekündigt. Die Band wollte nicht, dass er geht, weil sie sehr zufrieden mit seiner Arbeit war. Vor mir gab es dann noch einen Kollegen, mit dem es nicht geklappt hat. Paul hat sich sehr viel Mühe gegeben, mich einzuarbeiten. Ich sollte exakt das reproduzieren, was Paul in zwanzig Jahren mit der Band zusammen erarbeitet hat – keine einfache Aufgabe also. Ich konnte nicht einfach das Pult reseten und den Jungs sagen: Ich mache das so. Ich musste mir plötzlich ständig überlegen, wie Paul das gemacht hat oder in einer bestimmten Situation reagiert hätte. Ich musste bei Änderungen sehr vorsichtig sein, um die Gewohnheiten nicht zu stören. Es war auch Pauls Idee, einen Assistenten mit auf Tour zu nehmen.

Nach und nach gewann ich aber langsam das Vertrauen der Band und mittlerweile klappt es sehr gut zwischen uns. Ich konnte ganz vorsichtig Änderungen vornehmen, kleine Fades hier und da, die ich für angebracht hielt. James und Lars fiel das gleich auf und zum Glück mochten sie es.

Als ich angefangen habe, ist mir sofort aufgefallen, dass das komplette Wireless-Rig schon ein wenig klapprig und unzuverlässig war. Wenn bei Paul etwas ausgefallen ist hieß es: „Paul wird es schon wieder richten“, er hatte einfach das uneingeschränkte Vertrauen der Band. Fiel bei mir etwas während der Show aus, wurde sofort das Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten in Zweifel gezogen. Das konnte ich mir gerade am Anfang der Zusammenarbeit, in der du Vertrauen aufbauen musst, überhaupt nicht leisten. Ich habe bei jedem Gig Blut und Wasser geschwitzt und gebetet, dass die Sender und Receiver funktionieren, bis ich die Band und das Management so weit hatte, dass nach fünf Monaten die Wireless-Racks erneuert wurden.

Robert und sein Assistent Adam CorreiaRobert und sein Assistent Adam CorreiaEventElevator: Bei der Open Air Tour setzt Du eine Midas XL4 Konsole ein.
Robert Cowan: Ja, analog. Ich liebe das Pult, liebe wie es klingt. Ich habe auch das XL8 auf drei Metallica-Shows probiert. Auch ein toll klingendes Pult. Metallica Shows haben verschiedene Formate, von der Hallen-Rundbühne bis hin zur Arena Tour mit dem Snake Pit.  Das sind zwei Rampen, die von rechts und links kommen und sich 21 Meter vor der Bühne in der Mitte treffen. Die haben wir jetzt auf den Open-Air-Festivals dabei. Da wir bei Metallica eine Kombination aus Monitorboxen und In-Ears fahren, sind das bei der Open-Air-Tour noch mehr Wege als bei der Arena-Tour. Die Monitore sind übrigens alle Meyer Sound MJF 212. Zudem fliegen wir noch pro Seite fünf Meyer Sound MICA als Side Fill. Wir haben insgesamt 12 Mikrofon-Positionen auf dieser Tour, eine dieser Positionen wird aber nur einmal im Set von James Hetfield benutzt. Die anderen 11 Positionen sind ein „free for all“, können also von James oder den anderen Musikern zu jeder Zeit genutzt werden. Es gibt dafür keine feste Choreographie der Band, wer wann an welcher Position ist. Dementsprechend musst Du auch die Monitormixe anpassen. Mein Job ist es, den Jungs ständig zu folgen. Wenn James an einer Position ist, will er natürlich seine Stimme laut im Mix haben und sehr wenig Background Vocals, während das bei den Backgrounds von Kirk und Robert genau andersherum ist. Kirk und Robert müssen darauf achten, dass ihre Vocals zusammen funktionieren. Zudem musst du noch darauf achten, dass Lars seine Cues an den Drums zur rechten Zeit bekommt. Du änderst also ständig Pegel an den Mikrofonen und die entsprechenden Mixe an den Wedges. Ohne meinen Assistenten Adam wäre das gar nicht machbar. Adam schaltet die Mics für Kirk und Robert ein, sobald sie sich einem Mikro nähern, und genauso auch wieder aus. Dasselbe gilt für Roberts Bass: wenn er sich einem Monitor nähert kommt da Bass rein. Wenn er wieder geht, wird der Bass aus dem Mix wieder rausgenommen. Nur so kannst du sicherstellen, dass wenn kein Bass an einer Position ist, wenn James dort hinkommt. Er will es einfach nicht.

„Die Show ist auf diese Weise mit einem digitalen Pult nicht machbar“ Durch diese Arbeitsweise kann ich meinen Focus auf James setzen, die entsprechenden Cues für James und Lars abfahren, wie auch die Wünsche von Robert und Kirk umsetzen. Adam ist auch mein zweiter Blick auf die Bühne. Es ist so groß und die Jungs sind überall unterwegs, dass du nicht alles gleich mitbekommst.

Zurück zum Bass: „Big“ Mick Hughes, der für den FOH Sound zuständig ist, mischt mit  einem satten Bassbrett, dass du auch noch gut auf der Bühne spürst. Außerdem gibt es vier Bandmixe auf der Bühne, um einen Gesamtsound der Band auf der Bühne zu erzielen. Die laufen natürlich zusätzlich zu den Sidefills. So kann sich jeder der Bandmitglieder einen Spot auf der Bühne suchen, an dem es für ihn richtig ist. James vermeidet zum Beispiel einfach die „Bass-Hotspots“ auf der Bühne. Und diese Spots sind jeden Abend an der selben Stelle.

Big Mick gibt den Sound vor, ich versuche nur diesen Sound auf der Bühne zu verstärken und nicht gegen ihn zu arbeiten. Das würde nicht funktionieren und der Band auch nicht gerecht werden. Big Mick gibt z.B. den voluminösen Sound mit dem speziellen „Klick“ der Kick vor, ich kann auf der Bühne nur versuchen, diesem Sound Klarheit zu verleihen.

Aber kommen wir auf deine ursprüngliche Frage zurück: Die Show ist auf diese Weise mit einem digitalen Pult nicht machbar. Zumindest dann nicht, solange du nicht jeden Fader und jeden Poti im direkten Zugriff hast, ohne etwas umschalten zu müssen. Wenn du erst einen Kanal aufrufen musst, bist du für diese Band und dieses Setup einfach zu langsam. Ich weiß, wo welcher Knopf ist und muss nicht checken, welcher Kanal aufgerufen ist.  Wenn James z.B. an das Center Mikro tritt, ziehe ich den Fader auf. Ich reguliere ständig den Pegel, Lars zum Beispiel will nur den Gesang, aber kein Schreien hören. Das kriegt so kein Kompressor hin, also fährst du den Auxsend vom Center Mic für Lars seinen Mix per Hand. Monitore mischen für Metallica ist weniger ein kreativer Job. Er hat viel mit mechanischer Arbeit zu tun, wie Vocals an oder aus, Bass an oder aus. Es geht hier nicht immer um die subtilen Mixvarianten.

Auf der Rundbühne mit acht Mikropositionen funktioniert das auch mit einem XL8. Das kann ich dann auch mit acht VCA’s die Vocals fahren und habe noch vier VCA’s für die Instrumente. Wenn ich den VCA nach oben bringe habe ich den Level für James, durch die POP-Gruppe kann ich dann die entsprechenden, in Achterbänken gruppierten Kanäle aufrufen und den Pegel für Lars anpassen. Mit 12 Mikrophonen funktioniert das XL8 nicht. Es sind einfach nicht genügend reale Fader, Bänke und Auxes. Es wären auch zu viele verschiedene Szenerien, um alles mit Szenen auf dem Pult abzurufen.

Kurz vor Beginn der ShowKurz vor Beginn der ShowEventElevator: Wie viele Mixe benutzt Du dann auf der XL4?
Robert Cowan: Alle. Ich habe auf dem Pult nichts mehr frei, keine Inputs, keine Outputs. Zwei Eingänge sind sogar doppelt belegt, mit den Mikro- und den Line-Eingängen und werden entsprechend von mir geschaltet. Da das Pult mit zwei Stereokanälen ausgestattet ist, sind es insgesamt 54 Eingänge. Die gehen auf insgesamt 24 Ausgänge.

EventElevator: Warum dann eigentlich diese Kombination aus In-Ear und Wedges?
Robert Cowan: Weil die Jungs es mögen und so haben wollen. Als die Band 1983, anfing gab es noch keine In-Ears. Sie mögen die neue Technik, vertrauen aber immer noch auf den guten alten Lautsprecher auf der Bühne. Die Kopfhörer, die sie verwenden, schließen auch nicht komplett sondern dämpfen um etwa 20dB. Sie wollen immer noch diesen Kontakt zum Publikum und untereinander haben. Zudem wollen sie den Sound auf der Bühne fühlen, was wir den Jungs mit den Wedges im Low und Low-Mid Bereich auch geben können. Ich setze nicht zu weit unten an, das macht Big Mick schon mit der PA. Aber viele Gitarren, der Klick der Kick und die Basis der Snare sind drinnen. Ich achte aber darauf, dass die Pegel nicht ausufern. Das Gehör ist die Grundlage ihres Jobs und das gilt es zu schützen. Die Jungs akzeptieren und schätzen das.

EventElevator: Und wie viele Wedges hast Du jetzt auf der Bühne?
Robert Cowan: 30 Floor Wedges. Zwei an jeder Vocal Position, vier Bandfills, zwei im Pit und zwei auf dem Main Deck. Inklusive den MICAs ist das mehr als so mancher kleine Klub im Besteck hat.

EventElevator: Und was ist sonst noch so in Deinem Besteck?
Robert Cowan: Was wir im Moment nicht benutzen, sind Reverbs und Delays. Es kommt auch kein Fx Feed von Big Mick. Die Jungs mögen es „trocken“. Wenn wir Gigs mit Gästen spielen, wie zum Beispiel bei TV Shows, haben wir immer etwas für die Gäste da. Dadurch, dass die In Ears nicht ganz schließen, kommt auch einiges an Effekten von der PA auf der Bühne an. Das genügt. Ich habe natürlich diverse Gates und Kompressoren im Racke, um die Dynamik in den Griff zu kriegen: das Meiste kommt von Klark Teknik, wie die DN370 für das Equalizing der Monitore, die Square Ones als Gates und Kompressoren. Auf der Kick ist noch ein Drawmer DS 201 Gate. Auf dem Bass noch ein DBX 160SL für einen fetten, warmen Sound. Nichts spezielles also, nur ein analoges Pult und gute Quellen.

Einer unserer Tricks ist es, die Gitarrenboxen in geschlossenen, isolierten Cases zu mikrofonieren. Weiterhin sind an allen Drums Triggermikros angebracht, mit Ausnahme der Overheads. Diese triggern aber keine Sampler, um die Sounds zu doppeln, sondern gehen an den Key Input der Gates am Monitorpult und am FOH. Die Messingsnare von Lars würde andernfalls alle Versuche zunichte machen, Kick und Toms zu gaten.

Mikros von Audio-Technica am Drumset von Lars UlrichMikros von Audio-Technica am Drumset von Lars UlrichWir benutzen diverse Mikrofone von Audio-Technica auf der Bühne. Zum Beispiel das AE2500 mit Kondensator und dynamischen Doppeldesign für die Gitarren, bei dessen Entwicklung Big Mick wohl auch seine Hände mit im Spiel hatte. AT PRO35 als Overheads und auf den Toms, wobei jedes Becken ein eigenes AT PRO35 bekommt. Diese werden von unten mikrofoniert. Die liegen aber nicht auf dem Monitorpult an. Die Vocal Mics sind alle Shure Super 55, mit einem eigens gefertigten Gehäuse.

Die Jungs und ich lieben die Kopfhörer von Ultimate-Ears. Meiner Meinung nach die Besten in Performance und Klang. Außerdem bieten die einen echt tollen Support. Die haben es echt verdient, erwähnt zu werden. Jeanette und Chuck von Ultimate Ears: Ihr seid großartig!

James und Kirk kriegen Stereo-Mixes über Wireless. Für sie benutze ich Shure PSM 1000 Systeme. Die anderen Jungs bekommen Mono Mixe über Sennheiser SR 2000 Systeme. Auf den größeren Bühnen hatte ich ab und zu Probleme mit den Sennheisern in Stereo. Sennheiser war zwar großartig im Support, aber wir waren  auf Tour und brauchten eine Lösung. Shure hatte da gerade die PSM 1000 Serie herausgebracht und ein Test hat gezeigt, dass dies die Lösung war. Es ist immer ein Rennen zwischen den beiden und in diesem Moment hatte einfach Shure die Nase vorne. Beide Firmen sind großartig, wenn es um Support geht. Beide Systeme senden mit bis zu 100 mW. Aber da habe ich noch ein kleines Ass im Ärmel, das Professional Wireless GX 8, ein sogenannter RF Equalizer. In den USA kann ich damit das Sendesignal weiter verstärken. In Europa geht das natürlich leider nicht.

Um die Wireless Signale abzuhören, habe ich mir auch etwas spezielles einfallen lassen. Ich fand es immer furchtbar einen Mixbus zu hören und nicht mitzubekommen, wenn etwas mit der Frequenz nicht funktioniert. Also trage ich alle Empfänger auch bei mir am Gürtel und habe mir einen kleinen Umschalter bauen lassen, an den alle ankommenden Signale gespeist werden. Damit kann ich sicher sein, dass ich exakt das Signal habe, dass auch an die Jungs bekommen. So viel zur Arbeit mit Metallica.

„Wenn sich ein Künstler für Dich als FOH-Mischer entschieden hat, wird er Dich meistens in Ruhe lassen, da er auf der Bühne steht. Zumindest solange nicht alle Kumpels nach der Show sagen, wie schlecht es war“ EventElevator: Was ist für Dich der Unterschied im Mix von FOH und Monitoren:
Robert Cowan: Wenn sich ein Künstler für Dich als FOH-Mischer entschieden hat, wird er Dich meistens in Ruhe lassen, da er auf der Bühne steht. Zumindest solange nicht alle Kumpels nach der Show sagen, wie schlecht es war. Du wirst gefordert, am FOH kreativ zu werden, um die Musik am besten dem Publikum zu präsentieren. Der Anspruch am Monitor ist eher der Fokus auf die Bedürfnisse des Künstlers. Du versuchst den Mix so zu gestalten, dass der Künstler sich wohl fühlt und am besten auf der Bühne arbeiten kann. Das hat dann meistens nichts mit Kreativität, sondern mehr mit der Auseinandersetzung mit dem Künstler zu tun. Der Künstler muss sich auf der Bühne wohl fühlen. Und da du es meistens mit mehreren Mitgliedern einer Band auf der Bühne zu tun hast, die verschiedene Bedürfnisse haben, kann das sehr herausfordernd sein. Das ist eine ganz andere Zielsetzung. Beides sind tolle Jobs!

EventElevator: Wie hast Du eigentlich in dem Business angefangen?
Robert Cowan: Ich habe 1993 an der Full Sail University in Orlando den Bachelor of Arts in Sound Engineering gemacht. Gestartet habe ich bei einem Freund, der Gitarrist bei einer Band war. Er war ein Jahr jünger als ich und er hatte noch keinen Führerschein. Er war wirklich angesagt bei den ganzen Bands in der Gegend. Also habe ich ihn immer zu den Gigs gefahren. Natürlich gab es niemanden bei den kleinen Gigs, der sich um den Sound kümmerte. Und da ich schon mal da war, habe ich das einfach übernommen, ohne zu wissen was ich da mache. Damals habe ich dann meine ersten FOH-Jobs gemacht, mit Monitoren aus der Front. Ganz klassisch. Darüber kamen erste Kontakte zu Club Bands und danach dachte ich mir, hey, ich habe keine Ahnung aber es macht Spaß. Also ging ich auf die Full Sail University in Orlando, Florida, um auch einen technischen Background zu erlangen. Ich war erstaunt, dass es noch mehr Mikrofone außer den Shure Sm 57 und 58 gab. Einfach ein Jahr lang experimentieren, von einem Sennheiser 421 bis hin zu der Neumann Palette, mit den damals angesagten Pulten. Ein Traum. Damals bin ich schon Bands wie Pink Floyd hinterher gereist, nur um kostenlos für die Crews zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln. Nach der Universität hatte ich das Glück, direkt einen Job bei Maryland Sound zu bekommen. Die erste Zeit war hart, mein Job beinhaltete es, die Boxen zu lackieren, Cases reparieren und den Engineers Kaffe zu bringen. Aber das hat mich den Engineers näher gebracht und ich versuchte, ständig bei den angesagten Jungs herumzulungern. Du musst verstehen, dass Maryland Sound dafür bekannt war, die besten Engineers auf der Gehaltsliste zu haben. Auch das Material für die größten Tourneen wurde von Maryland Sound geliefert. Eine der Shows war eine Corporate Show, auf der auch Michael Bolton spielte. Irgendwas war mit dem Splitter und ich habe zwei Stunden während der Michael Bolton Show dagesessen und die Verbindung zwischen Multicore und Splitter gehalten.  

Das war mein Eintritt zu den großen Jobs. Der Soundmann von Michael Bolton wollte mich bei seiner Crew haben. Also war ich dabei. Ich habe alles gemacht, die Cores legen, Bühne aufbauen, Mics stellen und Monitore für die Vorband zu mischen. Das war Sophie B Hawkins damals.

Nach drei Jahren bin ich zur Firma Audio Analysis gegangen. Da ging es auf Tour mit Blues Traveller, Enrique Iglesias, Ringo Starr and Bruce Springsteen.  Bei Bruce Springsteen war ich für den Monitormix von  Drummer Max Weinberg zuständig. Max war sehr speziell in seinen Bedürfnissen, die sich auch sehr häufig änderten. Er war komplett fixiert auf Bruce und ebenso sollte mein Fokus komplett auf Max gerichtet sein.

Danach ging es als Freelance Engineer weiter als FOH Mischer, Production und Tourmanager für George Benson. Die Band danach war eine sehr bekannte deutsche Band namens Tokio Hotel, die ich als Production Manager und Monitormischer auf der amerikanischen Tour begleiten durfte. Das war eine der Touren, die am meisten Spaß gemacht hat. Obwohl alle Deutschen das immer ein bisschen belächeln, finde ich die Band klasse. Das Arbeiten war gigantisch, da wir uns sehr gut verstanden haben und die Jungs sehr klar ausdrücken konnten, was ihnen auf der Bühne wichtig war. Ich hatte ihr vertrauen und konnte mir die Crew aussuchen die ich schon immer auf einer Tour dabei haben wollte. Der Übergang von der Europäischen Tour auf die amerikanische war für die Band schon gewöhnungsbedürftig. In Europa waren sie die absoluten Stars und in den Staaten eine Band von vielen. Mit kleinen Bühnen, kleinen Garderoben und eben keine 15 Trailer vor der Tür. Es war der Job der Crew der Band auch trotz dieser Umstände soweit wie möglich den Rückhalt auf der Tour zu geben. Es war der Band wichtig einen guten Eindruck zu hinterlassen und es war unsere Aufgabe ihnen das zu ermöglichen und ihnen den Rücken für ihren Gig frei zu halten.

Rückspiegel am Drumset für die Sicht auf die LED-ScreensRückspiegel am Drumset für die Sicht auf die LED-ScreensEventElevator: Ist das auch eine Art Credo, das Du für Deine Arbeit empfindest?
Robert Cowan: Richtig, der Grundsatz für mich als Production Manager und Monitormischer ist es, dass ich mich ausschließlich um den Künstler und seine Belange sorge. Das ist das Allerwichtigste, dass du mit deiner Arbeit diese Grundlage schaffst, die es dem Künstler ermöglicht, auf der Bühne sein Bestes zu geben. Darum geht es. Zum anderen geht es am Monitor darum, musikalisch zu sein. Das ist das größte Kompliment für mich, dass ich von einem Künstler bekommen kann. Dann fühlt die Band sich aufgehoben und verstanden. Wenn Du ein Schlagzeug wie sechs verschiedene Einzelteile betrachtest und nicht als ein ganzheitliches Instrument wird das nicht funktionieren. Und manchmal ist es einfach so, dass es der Band gut tut, auch mal jemanden zum Anschreien zu haben. Dann ist es halt so und es gehört zum Job. Die Anspannung, der Druck kommt manchmal durch und da bist du plötzlich Blitzableiter. Meistens versuchen die Jungs auch nur, eine Message zu schicken. Wenn du das aushältst und nicht persönlich nimmst, werden es deine besten Freunde.

EventElevator: Was machst Du, wenn Metallica nicht gerade auf Tour ist?
Robert Cowan: Oh, einen unfassbar geilen Gig: Melissa Etheridge! Was eine Frau. Ich betreue auch ihren Monitorsound. Sie ist ein absolut toller Mensch, extrem anspruchsvoll im Gig, da sie echt weiß, was sie will. Aber wir haben eine sehr ähnliche Vorstellung von Musik und wie ihr Sound sein soll und haben uns darüber sofort verstanden. Du gibst ihr einen Mix, von dem du denkst: „das klingt toll“ und meistens klappt das auch. Es ist fast so, als würdest Du einen FOH Mix erstellen, vielleicht die Vocals und ihre Gitarre ein bisschen lauter, aber das war es dann auch schon. Da wird richtig kreativ gemixt!

Auf der anderen Seite betreue ich auch gerne Jazz Gigs. Seit Jahren bin ich auf einem Kreuzfahrtschiff – Jazzfestival als FOH Mischer dabei. Das Festival benutzt nichts von dem Setup des Schiffs, da kommt ein kompletter Trailer mit Material nur für den Sound rein. Da kommt es vor, dass Du an einem Tag des Festivals für drei Bands mit insgesamt 120 Eingängen aufbaust, die für 8 „Stars“ spielen. Da spielt dann die „blaue“ Band mit David Sanborn, die „gelbe“ Band spielt für Marcus Miller, Joe Sample so weiter. Ein komplettes Kontrastprogramm zu Metallica.

EventElevator: Robert, vielen Dank für das spannende Interview!

Wow, ein Interview im Metallica Crewbus. Die Redaktion hätte gerne noch ein Interview mit Big Mick gehabt, dass blieb uns aber leider verwehrt. Es gab auch keinen Soundcheck mit Big Mick, er blieb lieber mit der Band im Hotel und hat seinen Assistenten  die Vorarbeit überlassen und kam erst zum eigentlichen Gig. Wenn Ihr aber Big Mick in Google eingebt gibt es diverse interessante Artikel zu ihm und seinem besonderen Ansatz beim Soundcheck. Er vertritt die Philosophie mit Mikros anzufangen, die viel „Ambience“ aufnehmen, wie z.B. den Vocals und nicht mit der Kick. Ebenso blieben uns weitere Bilder verwehrt, da Metallica eine strikte „No Photograph Policy“ an die Security ausgegeben hat. Mit der großen Kamera war es nichts mit Fotografieren. Leider.

Text & Fotos: Oliver Kilian