Florian Schreiter über das Licht für die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin

© Chris Cuhls Das Frontlicht muss fast horizontal von vorne kommen, wie in einem Fotostudio

Wie muss das Lichtdesign für eine Fashion Show gestaltet sein und worauf kommt es dabei an? Lichtdesigner Florian Schreiter hat uns das Konzept für die Lichtgestaltung auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin erklärt. Da die Fotografen unter Studiolicht-Bedingungen arbeiten, muss der 31,5 Meter lange runway komplett homogen ausgeleuchtet werden. Wie man das realisiert und welche Rolle die Stalinorgel dabei spielt, erfahrt ihr in unserem Video. Das Interview führte Chris Cuhls.

Chris Cuhls: Florian, wir kennen uns seit Jahren von TV Produktionen im ZDF wie Wetten, dass..?! oder Carmen Nebel. Das Lichtdesign ist wesentlicher Bestandteil einer Inszenierung. Worauf kommt es im Fashion Bereich besonders an?
Florian Schreiter: Vor allem auf die Fotos für die Designer, aber auch auf die zahlreich anwesenden Presse- und Bild-Agenturen sowie die Fotojournalisten. Die Modedesigner und ihre Labels nutzen das Foto- und Videomaterial im Anschluss an die Catwalk Show auf vielfältige Weise. Sie sind für die weitere Werbung in besonderer Weise auf hochwertige Fotos und Videos angewiesen.

florian schreiterflorian schreiterDa die Fotos während der laufenden Show geschossen werden, müssen drei Dinge gewährleistet sein: Erstens eine äusserst hohe Beleuchtungsstärke, sodass ziemlich alle Bilder mit sehr kurzer Verschlusszeit bei kleiner Blende fotografiert werden können. Zweitens muss die gesamte Länge des Catwalks 100% homogen und farbneutral geleuchtet sein. Drittens, und dies ist der kniffeligste Teil, muss das Frontlicht wie in einem Fotostudio fast horizontal von vorne kommen, um alle Details der Designerstücke optimal abzubilden.

Wenn man diese anspruchsvolle Beleuchtungsqualität hergestellt hat, muss man sie so kontrollieren und variieren können, dass die vielfältigsten Arten des künstlerischen Ausdrucks und der dramaturgischen Inszenierung möglich sind.

CC: Welches technische Equipment setzt du für die kreative Beleuchtung ein?
FS: Eine sehr große Anzahl an konventionellen Profil-Scheinwerfern mit den unterschiedlichsten Optiken bildet die Basis für das neutrale Foto Catwalk Licht. Diese werden ergänzt durch hochwertige Spot- und Wash-Movinglights in Tageslichtqualität, sowie lichtstarke LED-Washlights. welche einen möglichst großen Farbraum bieten. Ich kann hier weder genaue Typen noch genaue Stückzahlen nennen, aber es ist erstaunlich wie wenig Lampentypen sich in der Praxis für diese hochwertige Art der Beleuchtung als geeignet erweisen. Insgesamt arbeiten wir mit über 200 Scheinwerfern, wie z. B. 750W Profilscheinwerfern in allen verfügbaren Festbrennweiten von 5° bis 50°, 1kW-Halogen-Horizontleuchten, LED und 700W-Wash-Movinglights, 1200W Profil-Movinglights und die übliche Beleuchtung für Publikum, Wege und Orientierung.

CC: Vor welche Herausforderungen stellen dich die Mode-Designer im praktischen Handling, gerade wenn eine Show eng nach der anderen getaktet ist?
FS: Modedesigner sind einerseits Gestaltungsprofis, andererseits ist Licht ein Ihnen wenig vertrautes Gestaltungsmedium. Die eigene Mode wünschen sie sich verständlicherweise optimal inszeniert und präsentiert. Es ist daher wichtig ihre Ideen und Vorstellungen ernst zu nehmen. Gleichzeitig muss man ihnen äußerst souverän begegnen, um ihnen helfen zu können ihre Vorstellungen in die Realität umzusetzen. Hier ist immer wieder viel Fingerspitzengefühl und sehr viel Erfahrung, sowohl im menschlichem Umgang, als auch mit den Möglichkeiten der Lichtgestaltung gefragt. 

CC: Wo liegen die größten Unterschiede bei der Beleuchtung zu TV-Shows oder Events, wo Du ja sonst zu Hause bist?
FS: Sicherlich die Tatsache, Fotostudio-taugliches Licht im Rahmen einer inszenierten Show auf einem langen Catwalk zu realisieren. Das ist schon ein ziemlicher Spagat, der einem sonst so nicht abverlangt wird.

Florian Schreiter im Interview

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Über den Autor

chris cuhlsChris Cuhls ist freier Eventregisseur, Konzeptioner und Show-Producer.

In seinem Blog teilt er sein Wissen über Themen wie Veranstaltungskonzeption, Inszenierung und Show-Prinzipien, damit Events besser gelingen.

 www.ablaufregisseur.de