„Kein Blumentopf mit Laptop und Telefon“

© ASC Christoph Wegner

Interview mit Christoph Wegner, Prokurist und Niederlassungsleiter ASC Berlin.

EventElevator: Wie muss man sich generell die Standorte von ASC in Berlin, Frankfurt und im Stuttgarter Raum vorstellen? Jeweils ein Mitarbeiter mit Adressbuch und Telefon, der für Hamburg die Aufträge an Land zieht? Wie sieht die Infrastruktur in den einzelnen Dependancen aus?
Christoph Wegner: Ich spreche hier zunächst für die ASC Niederlassung in Berlin. Mit einem Telefon und einem Laptop irgendwo im Homeoffice ist in der Hauptstadt kein Blumentopf zu gewinnen. Das Business ist „local“, das bedeutet kurze Wege, schnelle Präsenz, direktes Agieren und nachhaltiger Service – wir bringen es in unserer Kommunikation auf den Punkt. „In Ihrer Nähe!“ steht für den direkten Dialog mit dem Kunden und eine solide Betreuung. Der ständige Arbeits-Dreiklang aus Handeln, Umsetzen und ein Projekt leiten ist in Berlin so selbstverständlich geworden, dass wir zu einem Team von 12 Leuten angewachsen sind.

Ich kümmere mich als Prokurist und Niederlassungsleiter um die gesamtunternehmerischen Strukturen und vertriebliche Ausrichtung von ASC Berlin. Christian Schroeder steht mir als Key Account Manager zur Seite. Hinzu kommen als weitere Ingenieure die Projektmanager Dirk Asmus, Tony Hundt und Ingo Jakobs. May-Britt Zenker managt als Vertriebsassistentin das Büro und ist zugleich Schnittstelle im täglichen Kundenkontakt. Philipp Sebastian Herbst arbeitet standortübergreifend vordringlich an lichttechnischem Design und Werks- und Montageplanungen von Beleuchtungsprojekten. Technische Arbeiten vor Ort und in der Werkstatt werden von den Medientechnikern Gregor Horak, Jens Uthmann, Jörg Weihrauch und Bogdan Wycislik akribisch erledigt. Last but not least gehört Sebastian Mundt dazu, der bei uns eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik erhält.

Wir verkaufen ASC als Produkt mit hohem und qualitativen Dienstleistungsinhalt, das heißt wir haben Monteure, die schnell vor Ort sind und neben der Umsetzung der Projekte immer mehr After Sales Support leisten wie Service, Wartung, Instandhaltung, Reparatur, etc.

BogdanWycislikBogdan Wycislik in der Servicewerkstatt

EE: Wie teilt sich das Know-how der Mitarbeiter auf? Werden Spezialisten zwischen HH und B „ausgeliehen“, je nachdem, wo sie gerade gebraucht werden?
CW: Ja! Wir sind in der komfortablen Lage, die Mitarbeiter dort einzustellen, wo sie ihr soziales Umfeld haben. Daher können wir im eigenen Netzwerk die Kräfte so bündeln, dass sie perfekt in die Projekte eingebunden werden.  Unser Lichtspezialist, Philipp Sebastian Herbst betreut die Lichttechnik für die Kreuzfahrtschiffe von Berlin aus. Sebastian Kirsch, unser Fachmann für Projektion und Steuerung, arbeitet dagegen in Hamburg. Ich selbst gebe Input nach Hamburg, wenn es beispielsweise um generelle vertriebliche Themen des Unternehmens oder z.B. die technischen Facetten in der Inspiziententechnik geht.

Mein Kollege Stefan Thomsen unterstützt uns, wenn wir Drahtloskommunikation in unsere Projekte einfließen lassen. Kniffelige Punkte in der Audiobeschallung werden von Hamburger Kollegen, wie zum Beispiel Rüdiger Aue gemanagt. Wenn Alarmierungsanlagen in das Beschallungskonzept eingebunden werden, sind wir in der Berliner ASC Niederlassung der im Umgang mit den dafür vorgeschriebenen DIN Normen zertifizierte Betriebsteil.

Die jüngeren Standorte werden ebenfalls auf diese Weise von Hamburg und Berlin unterstützt, wobei wir uns in der Auftragseinholung und Aufteilung als Team verstehen und uns so aufstellen, wie es für die jeweilige Aufgabe erforderlich ist.

Wir greifen unser Know-how also ab, wo es gerade benötigt wird und können mit inhaltlichen und vertrieblichen Synergien punkten. Wöchentlich tauschen wir uns per Video- Konferenz in größerer Runde über aktuell laufende Geschäfte aus.

Mechanische Vorarbeiten wie zum Beispiel der technische Rackbau können dank guter Logistikstrukturen effizienter in Hamburg in der Serienfertigung realisiert werden als durch die kleineren Teams. Die Installation, der Service und die Wartungsarbeiten werden in Berlin selbständig abgewickelt. Bestimmte Tätigkeiten werden in Hamburg gebündelt. Für die Struktur von ASC ist es sinnvoll, z.B. den Einkauf, die Personalabteilung und die Buchhaltung in Hamburg zentral zu organisieren.

juedisches museumDer Glashof des Jüdischen Museums in Berlin

EE: Was ist das besondere am Standort Berlin – Wie unabhängig agiert Christoph Wegner – Ab welchem Punkt benötigt er Unterstützung aus Hamburg?
CW: Als wir vor 15 Jahren auf dem Weg zur Vergabeverhandlung für den Auftrag der medientechnischen Installation für den Bertelsmann Pavillon auf der Expo 2000 waren, sagte Peter Matthes während der Autofahrt zur mir: „Wenn wir da heute erfolgreich sind und den Auftrag holen, machst Du ein Büro in Berlin auf!“ Und es wurde gut (lacht). Das ist der sogenannte Amptown Spirit, aus einer spontanen, mutigen Entscheidung eine Unternehmensstrategie zu machen. Schnell, direkt und mit gesundem Menschenverstand!

So habe ich als junger Ingenieur die Chance bekommen, 2001 eine Niederlassung in Berlin zu gründen.  Mit dem  Expo-Hype und Berlin als frischer Hauptstadt war das damals eine sehr aussichtsreiche Sache. Die neue Hauptstadt zog jede Menge Unternehmen an, die Ministerien und das Bundeskanzleramt waren umgezogen und brauchten neue Technik. Darüber hinaus gab es ein großartiges Kulturangebot, allein mit 3 Opern in einer Stadt. Dort haben wir für uns viel Potential und ein sicheres Geschäft vorausgesehen.

Das natürlich gewachsene und erfolgreiche Projektgeschäft bestätigt uns in der damals getroffenen Entscheidung. Ähnlich findet dies zurzeit in den Niederlassungen ASC SÜD und ASC Frankfurt statt. Da diese beiden Standorte in 2012 und 2014 gegründet worden sind, muss man den Teams natürlich Zeit lassen. Sie befinden sich im Aufbau, entwickeln sich aber sehr schnell – qualitativ und quantitativ. Nichtsdestotrotz arbeiten wir für viele Projekte überregional und betreuen Projekte interdisziplinär mit Mitarbeitern aus Nord, West, Ost und Süd.  ASC ist hier nun überall „direkt in ihrer Nähe“.

Im Vergleich zu ASC Hamburg sehe ich unsere Stärken in Berlin im staatlich gesteuerten, öffentlichen Bereich. Wir realisieren mehr Projekte hervorgehend aus öffentlichen Ausschreibungen, haben bereits viele Installationen in Bundes- und Senatsbauten umgesetzt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Referenzen für Veranstaltungsstätten und in Dutzenden von Theaterhäusern. Hier hat Berlin historisch gesehen in Deutschland eine Vorrangstellung im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten.

EE: Für Hamburg gehören Veranstalter und Werften zu den klassisch gewachsenen Kundenkreisen  – Wie setzt sich der Kundenkreis in Berlin zusammen?
CW: Unser Kundenkreis besteht wie schon beschrieben sehr stark aus dem Öffentlichen Sektor: Das sind staatliche Ministerien und Behörden, öffentliche Bauten des Bundes und der Stadt Berlin, Ländervertretungen, Staatskanzleien, Bildungsinstitute wie z.B. das Hasso-Platner Institut in Potsdam oder die Europa Universität Viadrina Frankfurt/Oder. Hinzu kommen privat geführte, nach Berlin expandierende Unternehmen wie Banken, Versicherungen und Dax-notierte Unternehmen wie z.B. Volkswagen oder der Axel-Springer-Konzern. Nicht zu vergessen unsere Kunden aus der Kultur, darunter sind exzellente Namen wie die Komische Oper, der Friedrichstadtpalast, die Staatsoper Unter den Linden, die Philharmonie, das Berliner Ensemble, das Grips Theater, das Haus der Berliner Festspiele, die Uckermärkischen Bühnen in Schwedt, das Deutsche Historische Museum, das Jüdische Museum oder die Gedenkstätte Hohenschönhausen.

EE: Was sind die größten Unterschiede zwischen Hamburg und Berlin?
CW: Auf den ersten Blick vielleicht die Mundart (lacht). Für Außenstehende betrachtet sicherlich die Größe des Teams. Das spielt ASC intern aber keine Rolle! ASC – das sind wir alle, egal ob in Hamburg, Berlin, Frankfurt oder SÜD. Wir haben die gleiche Philosophie und profitieren vom Ressourcen-Sharing. Der jeweilige Experte am Standort kann für die Aufgabe herangezogen werden, um für den maximalen Erfolg zu arbeiten. Aufgrund der engen Vernetzung von der Führungsebene bis hin zu den Abteilungsschnittstellen engagieren wir uns leidenschaftlich für unsere Projekte, für unsere Dienstleistung, für unser Unternehmen – da gibt es keinen Unterschied.

Gehen wir jedoch zu den einzelnen ASC-Niederlassungen, dann unterscheidet sich Hamburg natürlich als Firmenzentrale in seiner gewachsenen Struktur bedingt durch Historie, Größe, Anzahl der Mitarbeiter, etc. Wir sind in Berlin bestens etabliert, Frankfurt und ASC SÜD noch im Wachstum. Die Niederlassungen haben alle ihre spezielle Ausrichtung, sie orientieren sich einfach an den Kunden. Das heißt Berlin zielt im Wesentlichen auf den Öffentliche Sektor und die Kultur, in Frankfurt sind es Banken und Dienstleistungsunternehmen, im Süden werden nationale Großprojekte geboren, die in der Konzentration der dort ansässigen Fachplaner bedingt sind.

komische operDie Komische Oper

EE: Wieso gibt es noch keine Dependance in München? Hier sollte doch vermutlich das größte Investitionsvolumen vorhanden sein? Oder ist die Stadt nach dem Weggang vieler Medien uninteressant geworden?
CW: Letztere Entwicklung spielt meines Erachtens keine Rolle, da wir als Systemhaus für Medientechnik mit unseren Geschäftsfeldern Entertainment, Maritime Projekte, Digital Cinema, Edutainment & Infotainment, Corporate & Public Projects, Hotels, Events & Gastronomie, Service und Manufaktur breit aufgestellt sind. Unser Business ist „People Business“, das heißt unser Erfolg ist der Erfolg der handelnden Personen. Wir suchen lokal ansässige Partner, die sich vor Ort auskennen, wie das zum Beispiel auch die Voraussetzung bei der jüngsten Gründung der ASC-Niederlassung Frankfurt war. Jörg Küchler ist ein Kollege, der langjährig in Hessen Kunden betreut und Projekte initiiert hat, sowie in seinem beruflichen Werdegang eng mit Planern und Unternehmen verbunden war. Wir verfolgen das Ziel, nahe am Kunden zu sein. Und sind natürlich offen für Neues. Dort, wo es notwendig und für uns sinnvoll erscheint, wird schon was passieren. Vielleicht zukünftig auch in München. Denn wir betreuen dort bereits Kunden, die auf den Service von Amptown bestehen.

philharmonie berlinPhilharmonie Berlin

EE: Alle Dependancen liegen in Westdeutschland bzw. im ehemaligen Westberlin, wer kümmert sich um den Osten?
CW: Das ist so nicht ganz richtig, wir haben unsere Tätigkeit im Osten der Stadt, in Berlin Mitte, begonnen. Aufgrund zu kleiner Räumlichkeiten sind wir 2010 in den Westen gezogen, in die Waldenserstraße nach Moabit. Was unsere Projekte angeht, so sind wir nicht nur auf die Stadt Berlin beschränkt, sondern für ASC im Umfeld zu Berlin und natürlich das Tor zu den ostdeutschen Bundesländern, wir bedienen Kunden unter Anderem in Potsdam, Frankfurt a. d. Oder, Schwerin, Schwedt, Stralsund.

EE: Wirken die Dependancen auch über die Landesgrenzen hinweg (Polen/Dänemark/Schweiz/Frankreich)?
CW: Das kommt auf die Geschäftsbereiche an. Wenn wir international tätig werden, liegt das an der Gesamtausrichtung der Unternehmen, für die wir beauftragt sind, medientechnische Installationen realisieren. Das ist nicht unbedingt standortbezogen. Beispielsweise Banken, die national auf unsere Medientechnik setzen,  zählen auch mit ihren ausländischen Dependancen zu unseren Kunden. Da solche Projekte nicht immer öffentlich gemacht werden, ist das so nicht unbedingt in den Köpfen präsent. Aber gerade unsere maritimen Projekte werden durchaus auch mit internationalen Reedereien und internationalen Werften durchgeführt.